Schuldruckerei als kongeniale Ergänzung unseres Leselehrgangs
Den Kindern das Wort geben– diese Forderung des wichtigsten Verfechters der Schuldruckerei – Celestin Freinet – sollte uns als Motto dienen.
Freinet hat als Lehrer an seinen einfachen Landarbeiterkindern in Südfrankreich gesehen, wie wichtig Bildung und Sprache sind, um sich aus der Unterdrückung und Abhängigkeit zu befreien. Er ging mutige neue Wege, um aus der Beschulung von Kindern ein freies Lernen zu entwickeln, indem er ihnen eine kleine Buchdruckerei in der Klasse als Medium zur Selbstverwirklichung gab. Pädagogisch wagte er den mutigen Schritt, seine Schulkinder nicht länger mit inhaltlosen und langweiligen Fibeln und Lesebüchern zu beschäftigen, sondern ihnen das Selberschreiben von Freien Textenanzubieten.
Sie konnten unzensiert und in freier Selbstverantwortung schreiben, ihre Texte gemeinsam in der Klasse beraten und daran sowohl wichtige persönliche und soziale als auch formale Inhalte (Rechtschreibung) erlernen. Seine Klassendruckerei wurde mit Lettern, Handwalze und Druckerpresse zum sichtbaren Ausdruck für eine andere Schule, in der Kinder schreiben und drucken dürfen, was sie zu sagen haben. (Text nach Peter Vöge – Pädagogik 2/93)
Wir setzen die Schuldruckerei vorwiegend als Ergänzung zu unserem Leselehrgang mit dem Schwerpunkt Abbau der Wörter ein. Spannend ist es mit jeder Klasse aufs Neue etwas zu finden, das des Druckens würdig ist. Da sind die Schülerinnen und Schüler erfindungsreich: Das Spektrum reicht von einer profanen Namensliste über das Tier-ABC, den Buchstaben der Woche bis zu Überschriften für ein Klassentagebuch. Alle thematischen Vorschläge werden auf ihre Wertigkeit und Nachhaltigkeit überprüft und auf qualitativ wertiges Material gedruckt.
K. Seefeld