Voraussetzungen zum Gelingen eines eigenaktiven Lernverhaltens

Im Bereich Hard-und Software sorgt unser neues IT System SKOOL Control für eine leicht verständliche und individuell anpassbare Oberfläche mit einer Fülle von Möglichkeiten für Schüler und Lehrer. Das Dateisystem und die Ordnerhierarchie sind leicht verständlich und dadurch auch für Grundschüler problemlos bedienbar.

Noch bedeutender als diese enorme Flexibilität und Variabilität im Umgang mit dem digitalen Bereich erscheint uns die Konzeption der Frequentierung unserer Informatikräume. Wir haben uns für eine offene und flexible Nutzung  statt kursweiser Belegung durch die einzelnen Klassen  entschieden. Info01 und Info02 mit 18 beziehungsweise 21 vernetzten, internetfähigen Rechnern sowie 20 SKOOL Pads – über W-Lan mit dem Internet verbunden und somit flexibel in unser räumliches Konzept integrierbar – stehen zur Verfügung. Für diese Räume und Geräte richteten wir eine vielseitige und effiziente Nutzungskonvention ein, die dem Gedanken der Nachhaltigkeit Rechnung trägt. Prämisse für uns war, dass die Rechnerkapazitäten möglichst gut ausgelastet sind und geringe Leerlaufzeiten anfallen. So hat also jeder Schüler zu jeder Zeit Zugang zu dem Rechnerraum in seinem Stockwerk. Es sollte vermieden werden, in Klassenstärke den Raum längere Zeit zu belegen und damit zu blockieren. Sehr bald war erkennbar, dass diese Nutzungsvereinbarung neben der besseren Auslastung der kostspieligen Räumlichkeit noch wesentliche, höchst pädagogische Auswirkungen zeigte. Beim zeitgleichen Arbeiten verschiedener Schülergruppen aus Grund- und Mittelschule übernehmen Grundschüler  viele positive Verhaltensweisen allein schon durch die Vorbildwirkung der Mittelschüler. Knowhow und Handling werden erklärt oder einfach übernommen. Fehlverhalten wird in einer derartigen Arbeitsatmosphäre ganz unmittelbar von den „Großen“ moniert.  Man lernt vom sozialen Miteinander. Die Mittelschüler erfahren beständig Beachtung. Sie stehen im Fokus als Vorbilder und erfüllen ihre Rolle als Helfer.

 

Methodensicherheit (digital/analog) und ritualisierte Abläufe, die Sicherheit verleihen

 

Die SMART Notebook Software bietet den Schülern vielfältige Möglichkeiten zur Dokumentation und Präsentation ihrer Arbeitsergebnisse. Neben der SMART Notebook Software, mit der sie durch täglichen Umgang am Board im eigenen Klassenzimmer immer mehr Handling-Kompetenz erreichen, streben wir durch einen gezielten Umgang mit vielfältigen Möglichkeiten des selbstgesteuerten Lernens eine Steigerung und einen Ausbau der Selbstständigkeit an (durch Selbsttätigkeit zur Selbstständigkeit). Lernkarteien im Rechtschreibbereich, das Rechtschreibprogramm GUT1 (einsetzbar bis zur 6.Klasse, in Einzelfällen auch bis Klasse 9) oder die Förderkartei von Mathe 2000 seien hier als Beispiele aufgeführt. Bei all diesen Lernkarteien oder Programmen sind die Arbeitsschritte genau strukturiert und ritualisiert. Jeder Schüler hat in seinem Arbeitsplan eine genaue Konzeption zum Umgang mit den geforderten Übungen. Zur besseren Transparenz werden die Pläne mit den vereinbarten Übungskriterien für Schüler wie Eltern permanent sichtbar auf die erste Heftseite geklebt und sind so stets präsent. Bei der Software Blitzrechnen aus dem Bereich Mathe 2000 dürfen die Schüler erst dann die nächste Anforderungsstufe bearbeiten, wenn sie das zweite Mal durch fehlerfreies Arbeiten einen softwareimmanenten Belohnungsfilm erreicht haben. Erst nach ausreichender Übung in den verschiedenen Anforderungsstufen wagen sie sich an die Wettkampfstufe. Dabei gilt es 20 Aufgaben in einer bestimmten, vorgegebenen Zeit zu lösen. Die Leistung wird digital dokumentiert und kann von der Lehrkraft abgerufen und zur Rückmeldung verwendet werden. Im Rechtschreibprogramm GUT1 muss nach einem festgelegten Plan jedes getippte Wort auch noch richtig ins Deutschheft geschrieben werden. Auch in diesem Programm wird die Rechtschreibleistung festgehalten und dient zur gemeinsamen Reflexion und Kommunikation.

 

Rituale und permanentes, durchgängiges Training der Sozial- und Arbeitsformen

 

Damit Schüler unsere Schule nicht nur als Schonraum und demokratisches Experimentierfeld empfinden, sorgen wir frühzeitig dafür, sie an Entscheidungsprozessen teilhaben zu lassen. Vor allem im Klassenverband bieten sich dabei gerade im Anfangsunterricht ein Fülle von Möglichkeiten. Die Form des „Wechseldienstes“ wird bei uns schon geraume Zeit praktiziert. Jeweils für einen Tag erhält ein Kind die Aufgabe des Wechseldienstes und soll verschiedenste Auswahlen treffen.

Beispiele für Auswahlen im Gesprächskreis:

  • Wer soll antworten?
  • Sollen Jungen oder Mädchen beginnen?
  • Sollen die Kinder im Uhrzeigersinn oder dagegen agieren?
  • Suche drei Kinder aus, die vom Wochenende erzählen!
  • Wähle aus drei vorgegebenen Spielen aus!
  • Wähle aus drei Liedern ein Lied aus!
  • Wähle zwei Kinder, die beim Arbeiten ganz still waren!
  • Wähle ein Mädchen und einen Jungen, die die Hefte einsammeln!

 

Am nächsten Tag wird in einer Würdigungsphase reflektiert, wie gut dem Wechseldienst seine Aufgabe gelungen ist. Kriterien, die am Board durch graphische Symbole repräsentiert werden, sind:

  • Du hast rasch gewechselt (Rennwagen).
  • Du hast gerecht gewechselt (Waage).
  • Du hast nicht nur deine Freunde ausgewählt (Herz).
  • Du hast gut überlegt (Denkblase).

 

Mittels der SMART Notebook Software wird dieses Vorgehen für alle deutlich sichtbar festgehalten und dokumentiert und lässt sich jederzeit wieder aufrufen und reflektieren. “ Wie war ich letztes Mal? Habe ich es dieses Mal besser gemacht?“

Natürlich kommen auch die üblichen Klassendienste, wie zum Beispiel der Computerdienst in Computerraum oder Klassenzimmer bei uns zum Einsatz. Geschult im Umgang mit digitalen Medien setzen wir auch seit Jahren auf den gezielten Einsatz von Fotos zur Ritualisierung und stummen Strukturierung. Schon am Schuljahresanfang gemachte Porträts der Schüler finden vielerlei Verwendung: Da wir im flexiblen Klassenzimmer mit jeweils 5 leicht verschiebbaren und abhängbaren Tafeln (Größe: 1 Meter mal 1 Meter) arbeiten, bietet sich an, jede Tafel durch das Anbringen von Schülerfotos als Arbeitsbereich zu kennzeichnen. Jedes Kind hat seinen Platz und weiß ohne zusätzliche Erklärung, wo es arbeiten soll. Durch das Auslegen der Schülerporträts auf dem sogenannten „Bodentuch“ im Gesprächskreis lässt sich rasch und übersichtlich eine leicht wandelbare Reihenfolge für alle Arten von Gesprächen oder Übungen kreieren.

Der in der Grundschule gelegte Grundstein der Sozial- und Arbeitsformen wird ab der fünften Klasse in der Mittelschule aufgenommen und weiterentwickelt. Grundlage hierfür ist das Teamtraining, das in allen Klassenstufen systematisch durchgeführt wird, mit der Intention, dass jeder Schüler seinen Platz in der Klassengemeinschaft findet. Besonderheiten jedes Kindes werden bei uns offen thematisiert. Denn nur durch Aufklärung lassen sich Vorurteile abbauen. Das zeigt sich in der Hilfe, die sich unsere Schüler gegenseitig geben. Nach einer kurzen Ergebnispräsentation gab Maria den Tipp: „Wenn ich der Gruppe einen Tipp gegeben darf: Erklärt Felix (Palliativkind) doch vorher noch mal schnell, was er sagen muss, weil er doch alles immer so schnell vergisst.“ In Gesprächskreisen wird immer wieder deutlich, dass „jeder anders anders“ ist.  Ausgehend von der großen Akzeptanz der Schüler untereinander werden die Arbeitsformen und Methoden zielgerichtet geschult (Tafelanschriften, Hefteinträge, Gruppenarbeiten, Präsentieren…). Hier erwerben alle die Fähigkeiten, die sie benötigen, um ihre Aufgaben künftig selbstständig und selbstsicher zu bewältigen. Eine Mutter kommentierte die freie Lernzeit so: „Für meinen Sohn mit ADS wäre Frontalunterricht bestimmt einfacher. Aber das Leben ist eben auch nicht frontal.“

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